Eine Kurzgeschichte geschrieben von Lia - nach einer wahren Begebenheit

Eine Kurzgeschichte geschrieben von Lia -
nach einer wahren Begebenheit

"Was passiert, wenn du die Angst deines Hundes ignorierst​..."

Flora* und der Jahreswechsel

*Name geändert

Flora war die Sorte Hund, die jedem Tag Freude schenkte. Mit ihrem wuscheligen Fell und den neugierigen Augen, die immer etwas Neues zu entdecken schienen, war die Australian Shepherd-Border Collie-Mischlingshündin ein Wirbelwind aus Glück und Tatendrang. Ihre Besitzerin liebte die Stunden mit Flora, bei denen sie gemeinsam trainierten und Tricks einstudierten. Denn das Lernen – das war Floras wahre Leidenschaft. Nichts machte sie so glücklich wie das Finden und Meistern neuer Aufgaben.

Doch Flora hatte auch ihre empfindsame Seite: starke Reize – laute Geräusche, plötzliche Bewegungen – brachten sie leicht aus dem Gleichgewicht. Wenn es aufgeregt zuging, half ihr das Tricktraining, das Selbstvertrauen zu behalten und ruhig zu bleiben. Gemeinsam waren Flora und ihre Besitzerin ein gutes Team – eine enge Verbindung, wie man sie selten sieht.

Doch dann kam der Tag, an dem etwas anders war. Ein Gewitter rollte heran, der Himmel verdunkelte sich, und ein erster Donner erschütterte die Stille. Flora erstarrte. Ihr Körper spannte sich an, ihr Schwanz zog sich ein, und ihre Augen weiteten sich vor Panik. Sie schlich dicht am Boden entlang und kroch schließlich unter den Tisch, als würde sie dort vor der Welt sicher sein. Es tat ihrer Besitzerin im Herzen weh, Flora so zu sehen. Aber sie erinnerte sich an die Ratschläge anderer:

„Ignorier die Angst, zeig deinem Hund, dass nichts los ist. Sonst verstärkst du seine Unsicherheit nur.“

Und so tat sie, was sie für richtig hielt, und versuchte, Floras Angst zu übersehen, in der Hoffnung, sie würde von alleine verschwinden. Aber die Angst blieb, lauerte unsichtbar im Hintergrund, wie eine Wolke, die auf einen Sturm wartete. Flora schien sich zu erholen, doch der Glanz in ihren Augen war gedämpfter, ihr Eifer ein wenig zurückhaltender.

Die Monate vergingen, und das Jahr neigte sich dem Ende zu. Der Dezember brachte weihnachtliche Vorfreude und bunte Dekorationen – und das nahende Silvester. Die ersten Knaller und Raketen, die in den Tagen vor Silvester gezündet wurden, ließen Flora unruhig werden. Ihre Besitzerin streichelte sie kurz und versicherte ihr, dass alles in Ordnung sei, aber Flora sah sie mit großen, verwirrten Augen an.

Dann kam der Abend des 31. Dezembers. Die Stadt leuchtete auf, und der Himmel wurde von einem Lichtermeer aus Raketen und Knallern erhellt. Für Flora fühlte es sich jedoch an wie das Ende der Welt. Als das Feuerwerk um Mitternacht losbrach, brach Flora selbst in Panik aus. 

Sie rannte ziellos durch die Wohnung, mit weit aufgerissenen, glasigen Augen, die die Realität um sie herum kaum noch wahrnahmen. Ihr Atem ging schnell und flach, und sie begann vor Angst zu koten und zu urinieren. Nichts und niemand konnte sie in diesem Moment beruhigen oder davon abhalten, gegen Möbel zu stoßen, durch den Raum zu hetzen und vor purem Entsetzen die Kontrolle zu verlieren.

Und dann war Stille. Die Raketen und Knaller waren verklungen, die Nacht kehrte zurück, aber Flora – Flora war nicht mehr dieselbe.

Am nächsten Morgen stand sie zögernd an der Tür, die sonst für sie ein Versprechen auf Abenteuer und Freude war. Ihr Kopf hing tief, ihre Augen waren leer, und der Spaziergang, der sie sonst so lebendig machte, war nur noch eine Pflicht. Sie trottete hektisch neben ihrer Besitzerin her, hielt immer wieder inne und scannte die Umgebung als würde sie sich vergewissern wollen, dass alles sicher war.

Floras Besitzerin begann, sich Sorgen zu machen, konnte aber nicht recht begreifen, warum Flora so verändert war. Erst dachte sie, dass Flora sich vielleicht nur vom Silvesterstress erholen müsse und bald wieder die Alte wäre. Aber die Zeit verstrich, und Flora mied weiterhin jeden Lärm und jeden unerwarteten Reiz. Die Spaziergänge verkürzten sich von Tag zu Tag. Floras Pfoten bewegten sich hektisch, ihr Blick war gesenkt, als stünde sie ständig in Abwehrhaltung. Und irgendwann zog Flora nicht mehr in Richtung Park, sondern kehrte bald nach dem Verlassen der Wohnung wieder zur Tür zurück.

Ein beunruhigendes Erlebnis führte dazu, dass Floras Besitzerin den Ernst der Lage erkannte. Auf einem Spaziergang, bei dem Flora wie gewohnt unsicher und mit gesenktem Kopf lief, wurde in der Nähe der Deckel einer Mülltonne zugeschlagen. Flora riss sich von der Leine los, rannte durch den Wald und schaffte es aus lauter Panik, allein nach Hause zu laufen.

Nach zweieinhalb Monaten war es so weit: Flora verließ die Wohnung kaum noch. Ein harmloser Spaziergang war zu einem Drahtseilakt geworden, den sie nur widerwillig und selten wagte. Selbst die Wohnung war kein Ort der völligen Ruhe mehr. Flora schreckte oft hoch, als würde sie etwas erschrecken, das nur sie hören konnte. Ihr Körper war stets angespannt, und selbst beim Schlafen fuhr sie regelmäßig hoch, als würde sie jede Sekunde einen Angriff erwarten.

Für Floras Besitzerin war nun klar: sie brauchte Hilfe! Sie wandte sich an Agnieszka und in einem sehr ausführlichen Anamnese-Gespräch wurde ihr die Tragweite der ganzen Geschichte bewusst: 

Die Panik an Silvester war der Auslöser. Floras Nervensystem wurde so sehr belastet, dass sie jegliche Selbstregulation verlor.

Laute Geräusche und unerwartete Bewegungen riefen in ihr diese tief verankerte Angst hervor.

Was anfangs „nur“ wie eine verängstigte Reaktion erschien, führte zu weitreichenden Veränderungen in ihrer Persönlichkeit und Gesundheit.

Floras Geschichte zeigt uns, wie stark die Psyche eines Hundes von traumatischen Erlebnissen wie der Silvesterangst geprägt werden kann.

In Floras Fall widmeten wir uns, nach der ausführlichen Anamnese, sehr kleinschrittig – und zwar im Tempo von Flora – der Geräusche-Desensibilisierung verbunden mit der emotionalen Gegenkonditionierung. Dabei werden sowohl therapeutische Maßnahmen, als auch aktive und passive Entspannungsmethoden angewendet, um Floras Nervensystem wieder zu stabilisieren.

Es dauerte Monate voller Geduld, Ruhe und gezieltem Training, bis Flora allmählich anfing, wieder Vertrauen in die nahe Umwelt zu fassen. Die Spaziergänge, die ihr einst Freude bereiteten, wurden in kleinen, sicheren Schritten wieder eingeführt.

Der Prozess war lang und oft entmutigend, aber jeder Schritt zählte.

Flora begann sich auf den Spaziergängen mehr und mehr zu entspannen und manchmal blitzte wieder der freudige Ausdruck auf, der sie einst ausmachte.

Durch dieses Ereignis mit Flora ist unser Onlinekurs “Silvesterangst bei Hunden” entstanden. Der Onlinekurs baut darauf auf, das Angstverhalten deines Hundes im Kleingedruckten zu lesen. Nur so kannst du rechtzeitig erkennen, wann dein Hund Unterstützung braucht.

Der Kurs beinhaltet ganz konkrete Tools, die dich dabei unterstützen mit der Angst deines Hundes umzugehen, damit die Geräuscheangst nicht zu denselben neuronalen Folgeschäden, wie bei Flora, führen.

Floras erinnert uns immer wieder daran, wie wichtig es ist, die Ängste unserer Hunde ernst zu nehmen und ihnen die Unterstützung zu geben, die sie in ihrer sensiblen und zerbrechlichen Welt brauchen.

Denn das Leben mit einem Hund ist eine Reise – und manchmal, wenn es dunkel wird, brauchen sie uns mehr, als wir es uns vorstellen können.

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