Leinenaggression - wie du deinem Hund helfen kannst

"Leinenaggression hat keine Verletzungsabsicht."

Wenn der Leidensdruck zu groß wird

Leinenaggression ist das Thema, was dich an deine emotionalen Grenzen stoßen lässt? Während der Nachbarshund entspannt an dir vorbeigeht, spielt dein Hund an der Leine verrückt und lässt sich weder ansprechen, noch unterbrechen. Das kann auf Dauer sehr belastend werden und führt dazu, dass du immer mehr Meidestrategien im Alltag anwendest.

Du fährst kilometerweit ins Umland um einen entspannten Spaziergang zu erleben, gleichzeitig isolierst du dich im Kontakt zu anderen Hundehaltern. Dein Wunsch nach einem entspannten Alltag mit deinem vierbeinigen Fellfreund liegt in weiter Ferne.

Warum zeigt dein Hund Aggression an der Leine?

Aggressivität hat, und das ist wichtig zu verstehen, in seiner Funktionalität keine Verletzungs- oder Tötungsabsicht. Die Funktion von Aggressivität im Tierreich ist die “Distanzvergrößerung zum Auslöser”.

Warum aber hat dein Hund gerade an der Leine aggressives Verhalten entwickelt, während er im Freilauf im hündischen Speeddating häufig ohne Aggression auskommt?

Um das zu verstehen, solltest du deinen Hund im Freilauf gut unter die Lupe nehmen.

  • Welche Körpersignale zeigt dein Hund im Erstkontakt mit einem anderen Hund?
  • Wie viel Zeit braucht er, um sich anzunähern oder Annäherung zuzulassen?
  • Wie viel Distanz baut er zum anderen Hund auf, wenn er sich nicht sicher fühlt?

Beachte, dass jede neue Begegnung mit einem Hund von deinem Hund situativ neu bewertet wird.

Im Gegensatz dazu ist die Handlungsfähigkeit, die dein Hund an der Leine zur Verfügung hat, stark eingeschränkt. Die Zeit und die Distanz, die dein Hund für eine angemessene hündische Begegnung braucht, um beschwichtigende oder drohende Signale zu senden, stehen ihm an der Leine nicht zur Verfügung. Denn die hündische Kommunikation wird von der Leinenlänge vorgegeben und durch die Leinenführigkeit beim gemeinsamen Laufen dominiert.

Wenn dich die Leinenaggression überfordert

Was aber kannst du tun, wenn dich die Aggression deines Hundes an der Leine emotional überfordert und du nicht mehr handlungsfähig bist. Vielleicht empfindest du Wut, z.B. auf den anderen Halter oder auf dich selbst, weil du das Gefühl hast, die Situation nicht in den Griff zu bekommen. Genauso gut können bei dir Scham, Angst oder Frustration aufkommen.

Es ist sehr wichtig, dass du deine Empfindungen nicht verstellst, sondern diese lernst frühzeitig wahrzunehmen und Strategien für dich findest, diese zu regulieren. Als Bindungs- und Sozialpartner fließt du nämlich mit deinen Handlungen und Emotionen in die Bewertung deines Hundes der Gesamtsituation mit ein.

Der erste Schritt im Training ist somit in einer Umgebung zu trainieren, in welcher du dich sicher fühlst und Triggeremotionen ausschließen kannst. Gestaltet sich die Situation brenzlig und du erspürst ein ungutes Gefühl, darfst du das Training abbrechen und dein Nervenkostüm über dir vertraute Tools, wie z.B. das “Orienting” oder die “4-7-8-Atmung” stabilisieren.

Erlaube dir aus der Meidezone in eine für dich zu bewältigende Lernzone einzutreten, ohne dich zu überfordern.

Du bist der Schlüssel im Prozess der Veränderung.

Erst wenn dein Nervenkostüm stabil ist, bist du bereit deinen Hund in die Veränderung zu begleiten.

Wie du deinem Hund bei Leinenaggression helfen kannst

Wichtig zu verstehen ist, dass die Leinenaggression sich erst legen wird, wenn dein Hund die Erfahrung macht, dass er auch an der Leine handlungsfähig bleibt und mittels Alternativverhalten die innere Balance – die Homöostase – erhält.

Dafür solltest du deinen Hund in seiner Körpersprache gut lesen lernen. Erkenne den Moment, in welchem dein Hund in die Kommunikation mit dem andern Hund einsteigt. Häufig liegt dieser Moment schon viele, viele Meter und Momente vor der eigentlichen aggressiven Handlung.

Das ist der Moment, in welchem du deinen Hund darin unterstützt, seine Umwelt in seinem Tempo zu erkunden und zu bewerten, ohne dass es für ihn stressig wird. Dein Hund gibt dabei die Distanz vor. Schnüffeln, Abwenden, Markieren etc. wird dabei zugelassen. Die Leine sollte sich bei all diesem Verhalten leicht und locker anfühlen. Arbeite hier gerne mit einer Leine von 3-5 Meter Länge.

Ziel ist es, dass dein Hund lernt, dass er nicht über die Leine in seinen Handlungen bzw. seiner Kommunikation beschränkt wird.

Dein Hund sollte dabei in jedem Moment ansprechbar sein. Ist das nicht mehr möglich, ist die Distanz zum Auslöser zu gering. Die “magnetische Anziehungskraft” zum anderen Hund ist zu stark.

Hast du eine angenehme Distanz gefunden, in welcher du dich sicher fühlst und dein Hund interessiertes, aber ruhiges Verhalten zeigt, machst du ihm ein räumliches Angebot.

Das räumliche Angebot kann darin bestehen, dass du deinem Hund anbietest etwas näher an den Auslöser heranzugehen. Du lockst ihn nicht. Du bietest ihm lediglich an, an deiner Seite näher zu gehen. Folgt er dir nicht, erstarrt er möglicherweise, ist die Distanz ausreichend, gegebenenfalls sogar schon zu nah.

Wichtig: bemerkst du eine Veränderung in seinem Körperausdruck, die darauf schließen lässt, dass dein Hund immer mehr in Stress gerät, bietest du ihm an, gemeinsam aus der Situation in die Distanz zu gehen. Das kann mit Futter oder einem ruhigen Sozialkontakt belohnt werden.

Verhaltensänderung ist ein Prozess

Lass dir und deinem Hund Zeit in diesem Prozess. Gestalte das Training bewusst und aktiv. Häufig beginnt man in einer Distanz, die weit über 50 Meter liegt. Ziel ist, dass dein Hund trotz Leine die Erfahrung macht, handlungsfähig zu bleiben. Der Abstand zum Auslöser kann nach und nach verringert, aber immer situativ angepasst werden. So kann es sein, dass du die Distanz schon 10-20 Meter verringert hast, ohne dass dein Hund auslöst, aber am nächsten Tag diese geringe Distanz nicht zu halten ist.

Gib dir und deinem Hund die Zeit und den Raum, den ihr braucht. Bleib in der Motivation dran zu bleiben, um für dich und deinen Hund den Alltag zu erleichtern. Ich verspreche dir, es lohnt sich!

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